Fledermaus bezieht neues Quartier im Landkreis Wittmund

Was machen Fledermäuse eigentlich im Winter? Sie schlafen! Denn Insekten, ihre Nahrungsquelle, sind dann inaktiv und haben sich verkrochen. Während des Winterschlafs sinkt die Körpertemperatur der Fledermäuse auf fünf bis drei Grad Celsius hinab und ihr Stoffwechsel ist fast ausgeschaltet. Sämtliche Lebensfunktionen laufen nur noch auf Sparflamme. So schlägt ihr Herz nur noch zehnmal in einer Minute. Im Sommermodus sind das immerhin 590 Schläge mehr. Kein Wunder, dass sie in dieser Zeit ein gutes Winterquartier benötigen. Denn sie registrieren noch alles, was in ihrer Umgebung passiert. Fühlen sie sich bedroht, müssen sie ihren Körper wieder auf „Betriebstemperatur“ herauffahren, um notfalls fliehen zu können. Das kostet sehr viel Energie. Kommt dies häufiger vor, ist das Überleben der Fledermäuse gefährdet.

Ein geeignetes Winterquartier weist daher diese Merkmale auf: Dunkel, kühl, aber frostfrei, feucht und störungsarm. Die Naturschutzstiftung Friesland-Wittmund-Wilhelmshaven hat ein solches in einem alten Gebäude, das dem Landkreis Wittmund gehört, errichtet. Das Quartier ist mit der Möglichkeit der Datenerfassung über Vorkommen und Häufigkeiten von Fledermausarten ausgestattet. Kaum war das Quartier fertig umgebaut, wurde es bereits bezogen. Das Monitoringsystem hat ein Braunes Langohr erfasst, das sich häuslich eingerichtet hat.

„Dies ist nur eine von den sieben Maßnahmen des Projekts „Schaufenster Biodiversität“, das mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung sowie der Landkreise Friesland und Wittmund und der Stadt Wilhelmshaven mit einem Gesamtvolumen von über 600.000 Euro gefördert wurde. In den letzten zwei Jahren wurde dieses Geld eingesetzt, um im gesamten Stiftungsgebiet, also interkommunal, die biologische Vielfalt zu fördern“, sagt die Geschäftsführerin der Naturschutzstiftung, Dr. Ilka Strubelt, die das Projekt konzipiert hat. Denn eines ist klar: Ein Konzept zur Förderung der Biodiversität macht nur Sinn, wenn es interkommunal ausgerichtet ist. Für Tiere und Pflanzen gibt es keine Landkreisgrenzen. „Wir freuen uns riesig darüber, dass wir bereits so kurz nach dem Abschluss der Umbaumaßnahmen schon Fledermäuse im Quartier sichten konnten. Ein toller Erfolg.“, so Strubelt. Thomas Linß von der Naturschutzstiftung, der das Projekt betreut, ist gespannt, welche Fledermausarten in den nächsten Jahren in diesem Quartier erfasst werden können: „Durch die Monitoringsysteme können wir genau sehen, welche Fledermausarten das Quartier zu welchen Zeitpunkten besiedeln.“ Das ist wichtig, denn alle der in Deutschland vorkommenden 25 Fledermausarten sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt.

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