Umweltminister Olaf Lies überreicht Naturschutzstiftung einen Förderbescheid über 303.183,40 Euro für das interkommunale Projekt "Schaufenster Biodiversität"

Ein guter Tag für die regionale Naturschutzarbeit: Umweltminister Olaf Lies überreichte am Samstag, 12.09.2020 im Beisein der Bundestagsabgeordeneten Siemtje Möller am Stiftungssitz im Wittmunder Wald dem Vorstandsvorsitzenden und der Geschäftsführerin der Naturschutzstiftung Region Friesland-Wittmund-Wilhelmshaven (fww), Landrat Sven Ambrosy und Dr. Ilka Strubelt, den Förderbescheid über 303.183,40 Euro für sieben konkrete Maßnahmen zur Sicherung der biologischen Vielfalt. Dies ist für die Stiftung, die seit ihrer Gründung zahlreiche Naturschutzprojekte regionaler Träger finanziell förderte, ein weiterer Meilenstein. „Die Biodiversität ist bedroht und das betrifft uns alle. Die Naturschutzstiftung hat deshalb ein Konzept zur Förderung der Biodiversität in der Region erstellen lassen. Mit dem Projekt Schaufenster Biodiversität, bestehend aus sieben Einzelmaßnahmen, fangen wir nun mit der Umsetzung des Konzeptes an.“, sagt Dr. Ilka Strubelt.

Die 2006 von den Landkreisen Friesland und Wittmund, der Stadt Wilhelmshaven sowie dem Friesischen Brauhaus zu Jever gegründete Naturschutzstiftung kommt damit in besonderer Weise ihrer ureigenen Aufgabe nach, regional typische Lebensräume mit ihren Tier- und Pflanzenarten zu erhalten und zu entwickeln. „Artensterben ist nichts, was wir morgen haben, das ist etwas, was wir schon heute haben. Deswegen brauchen wir nicht Programme, über die wir reden, sondern welche, die wir umsetzen,“ sagte Umweltminister Olaf Lies. „Mit den 303.000 Euro, die wir heute hier als Unterstützung geben können, und den 303.000 Euro, die die Projektpartner geben, können wir richtig, reale Projekte für mehr Umwelt und Biodiversität im Grünland und in der Stadt leisten. Es geht darum, praktische Lösungen zu finden und umzusetzen. Gemeinsam mit der Landwirtschaft gangbare Wege entwickeln.  Die Naturschutzstiftung geht mit diesem Projekt einen guten Weg, dies real umzusetzen und das unterstützen wir gerne.“

Die Landräte vom Wittmund, Holger Heymann und Friesland, Sven Ambrosy (gleichzeitig Vorstandsvorsitzender der Stiftung), sowie der Bürgermeister von Wilhelmshaven, Uwe Reese, zeigten sich hocherfreut, dass mit der neuen Geschäftsführerin dieses zukunftsweisende Projekt entwickelt wurde, das interdisziplinär angelegt ist. Denn nur wenn alle Partner auch an einem Tisch sitzen und sich aktiv einbringen, kann etwas bewegt werden, darin waren sich alle einig.

In Niedersachsen sind von 11.264 Arten über 5.000 als gefährdet eingestuft, sechs Prozent bereits ausgestorben und 87 Prozent der 558 als schutzwürdig eingestuften Ökosysteme gefährdet oder teilweise bereits zerstört. Weltweit sind es sogar über eine Million Arten, die aufgrund menschlicher Aktivitäten für immer zu verschwinden drohen. Auf regionaler Ebene trägt dieses Pilot-Projekt dazu bei, dieser Bedrohung der Biodiversität entgegenzuwirken.

Geschäftsführerin Dr. Ilka Strubelt zeigte sich hochmotiviert und erfreut und bedankte sich für die Förderung: „Die Gefährdung und der Rückgang der Artenvielfalt sind täglich präsent. Maßnahmen müssen eher gestern als morgen passieren. Daher freuen uns wir uns sehr darüber, dass unser Projekt gefördert wird und wir nun loslegen können.“ Sie stellte die einzelnen Maßnahmen vor:

  • M1: Aufwertung urbaner Biodiversität. Im Stadtgebiet von Wilhelmshaven sollen auf artenarmem Grünland standortangepasste, artenreiche Regio-Saatmischungen angesät werden mit dem Ziel, die spezifische Artenvielfalt – floristisch wie faunistisch – zu erhöhen.

  • M2: Errichtung eines Fledermausquartiers inkl. Monitoringanlage im Naturschutz - und FFH-Gebiet Kollrunger Moor mit der Möglichkeit der Datenerfassung über Vorkommen und Häufigkeiten von Fledermausarten. Alle 22 in Deutschland vorkommenden Fledermausarten stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten.

  • M3: Renaturierung des Gewässerdreiecks Woppenkamper Bäke -Zeteler Tief. Ziel ist die Erhöhung der Artenvielfalt an Land und im Wasser. Es werden vor allem Gras- und Laubfrösche, Weißstörche, Insekten (Libellen, Köcherfliegen) und mehrere Fischarten von dieser Maßnahme profitieren.

  • M4: Biodiversitätsorientierte Waldpflege in kleinen Waldparzellen in Friesland und im Landkreis Wittmund. Heimische und standortangepasste Gehölze sollen angepflanzt werden, um die Vielfalt der Gehölzarten und ihrer Bewohner (Insekten, Vögel, Pilze, Moose, Flechten, Säugetiere) zu erhöhen.

  • M5: Biodiversität in der Agrarlandschaft. Diese Maßnahme wird gemeinsamen mit Vertreter*innen der örtlichen Landwirtschaft umgesetzt. Es geht um die Förderung der Biodiversität in der Agrarlandschaft – und dies auf eine Art und Weise, die sowohl aus naturschutzfachlicher Sicht sinnvoll als auch aus landwirtschaftlicher Sicht praktikabel ist.

  • M6: Anlage eines Gartens vor dem Stiftungssitz mit Nahrungspflanzen für Insekten und für Menschen. Informationsmöglichkeiten für die Öffentlichkeit zu Themen wie Sortenvielfalt, nachhaltige Gartensysteme und Nahrungspflanzen für Insekten werden erarbeitet und zur Verfügung gestellt.

  • M7: Veranstaltungsreihe Biodiversität mit Vorträgen, Workshops und Exkursionen zur Information der Öffentlichkeit – und was jede*r Einzelne dazu beitragen kann.

Das Projekt „Schaufenster Biodiversität“ wird in enger Zusammenarbeit mit den Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise Friesland und Wittmund sowie der Stadt Wilhelmshaven durchgeführt. Viele weitere Kooperationspartner sind und werden angefragt.

Die Übergabe des Förderbescheides fand - aufgrund der COVID-19-Pandemie - im kleinen Kreise unter freiem Himmel statt. Das Friesische Brauhaus zu Jever hat dafür Tische, Schirme, Jever Pilsener und Jever Fun zur Verfügung gestellt.

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