Internationales Jugendcamp auf Wangerooge geht in die 12. Runde mit Freiwilligen aus fünf Ländern

14 Jugendliche und junge Erwachsene aus Estland, Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland trafen sich jetzt beim 12. Internationalen Freiwilligen-Camp auf Wangerooge im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Ihre Motivation, die weite Reise unter Corona-Bedingungen anzutreten: Neue Leute aus anderen Ländern kennenzulernen, etwas Sinnvolles zu tun, den Naturschutz zu unterstützen, das eigene Englisch zu verbessern und draußen zu arbeiten auf einer Nordseeinsel ohne Autos. Melissa aus Frankreich, die später auch im Umweltschutz arbeiten möchte und vorher keine Ahnung hatte, dass es in Deutschland überhaupt Inseln gibt, ist jetzt total begeistert: „Wir haben gestern sieben Bäume mitsamt der Wurzeln entfernt, das war richtig harte Arbeit, aber es ist so toll, am Abend sehen zu können, was wir geschafft haben.“

Das wirft natürlich die Frage auf: Weshalb werden denn auf Wangerooge Bäume und Büsche – nämlich Kartoffelrosen, Aroniabeeren und die Spätblühende Traubenkirsche - im Namen des Naturschutzes entwurzelt entfernt?  - „So schön wie diese Pflanzen auch sind, gebietsfremde und starkwüchsige Arten verdrängen die Bestände der Besenheide in den ältesten Dünenbereichen von Wangerooge. Genau diese sollen aber erhalten werden, also müssen wir hier die Entwicklung ein wenig korrigieren“, so die stellvertretende Geschäftsführerin der Naturschutzstiftung Friesland- Wittmund - Wilhelmshaven Iris Woltmann, die sich vor Ort die Arbeit des Camps anschaute.

Schon zum 12. Mal organisierten die 1949 gegründeten gemeinnützigen Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd) in Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer das Jugendcamp auf Wangerooge. Hilke Steevens, ijgd, hatte im Vorfeld wieder viel Zeit und Mühe darauf verwandt, die Anreise der Jugendlichen zu koordinieren und darauf zu achten, dass alle Corona-Regeln eingehalten werden konnten. Schließlich hat alles geklappt und sie, die 1979 selbst als Freiwillige ihr erstes ijgd-Camp mitmachte, ehe sie Workcamp-Leiterin wurde, Sozialpädagogik studierte und nun seit 32 Jahren die Internationalen Camps betreut, ist „einfach nur glücklich, dass wir dieses Jahr so ein engagiertes und eigenständiges Team vor Ort haben. Wangerooge ist ein idealer Ort für unsere Workcamps. Der Freiwilligeneinsatz ist verbunden mit Urlaubsfeeling und internationaler Umweltbildungsarbeit. Ich freue mich darüber, dass ich die jungen Menschen in ein weltweit einzigartiges Naturschutzgebiet einladen kann.“ Imke Zwoch, Freiwilligen-Koordinatorin bei der Nationalparkverwaltung, nennt weitere positive Aspekte dieser Camps: „Das Wattenmeer ist seit 2009 UNESCO-Weltnaturerbe. Durch den Einsatz von Freiwilligen aus mehreren Ländern wird die gemeinsame Verantwortung der Welterbe-Gemeinschaft ganz konkret gelebt. Und die jungen Leute kehren als Botschafter*innen unseres Schutz-Anliegens in ihre Heimatländer zurück.“

Jan Ulber, Student der Landschaftsökologie und Freiwilliger beim Mellumrat, betreut den Arbeitseinsatz schon seit mehreren Jahren naturschutzfachlich, dieses Jahr zum ersten Mal in leitender Verantwortung, und zeigt den Jugendlichen, was Tag für Tag auf der Agenda steht: „Jedes Jahr ist es großartig, mit den Jugendlichen zusammen diese wertvolle Arbeit zu leisten. Es hat sich seit 2015, als ich hier das erste Mal dabei war, schon echt viel getan. Es lohnt sich also wirklich.“ Über die Jahre haben über 100 Jugendliche aus aller Welt zeitversetzt und doch gemeinsam wertvolle Arbeit geleistet und unauslöschliche positive Erinnerungen erworben.

Am Abend genießen die Jugendlichen ihre Freizeit, spielen Beachvolleyball und erkunden die Insel mit dem Fahrrad. Bärbel Herfel, stellvertretende Bürgermeisterin auf Wangerooge, bedankte sich herzlichst bei den Jugendlichen für die geleistete Arbeit: „Was ihr hier für die Natur macht, ist einfach großartig, denn die Natur ist das Wichtigste.“ Sie hatte für alle Freiwilligen ein paar Memorabilia von der Insel dabei.

Damit diese Arbeitseinsätze überhaupt stattfinden können, braucht es Sponsoren: Für die Unterkunft und die Verpflegung. So brauchen die Jugendlichen nur die Anreise und einen Teilnahmebeitrag an die jeweilige Sendeorganisation zu leisten. Bereits von Anfang an unterstützt die Naturschutzstiftung Friesland-Wittmund-Wilhelmshaven das Projekt, denn regionales Engagement und internationale Begegnungen können sehr gut miteinander harmonieren.

Die Gertrud und Hellmut Barthel Stiftung ist dieses Jahr erstmals Förderer des Projekts und Theresa Hornischer, seit März dort Stiftungsmanagerin, ist zum ersten Mal auf der Insel, aber sicher nicht das letzte Mal: „Die Barthel Stiftung war von Beginn an begeistert von diesem Projekt. Es ist unglaublich schön zu sehen, wie ein internationales Workcamp Menschen aus aller Welt zusammenbringt, um sich für den Naturschutz einzusetzen. Persönlich hat mich bewegt, als die Jugendlichen uns berichteten, wie sehr sie in den zwei Wochen über sich hinausgewachsen sind.“

Dr. Ilka Strubelt, Geschäftsführerin der Naturschutzstiftung Friesland-Wittmund-Wilhelmshaven zog als Fazit: „Das Projekt zeigt, wie gut praktischer Naturschutz funktionieren kann, wenn alle an einem Strang ziehen. Unser aller Ziel ist es schließlich, die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt auf Wangerooge zu erhalten – und das ist keine One-Man-Show, sondern Teamarbeit. Genau das leisten wir – gemeinsam – und genau deshalb ist die Arbeit auf der Insel Wangerooge auch so erfolgreich.“

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