Naturschutzstiftung kooperiert mit Biodiversitäts-Atlas der Hochschule Bremen

Wie viele Eichhörnchen gibt es eigentlich in Friesland, Wittmund und Wilhelmshaven? Oder in Jever, Esens und Rüstersiel? Ein neuer Biodiversitäts-Atlas der Hochschule Bremen kann darüber Auskunft geben. Besonders, wenn er mit den Daten der Naturschutzstiftung Friesland-Wittmund-Wilhelmshaven (FWW) und den entsprechenden Fachbehörden verknüpft wird. Das ist jedoch längst nicht die einzige Anwendungsmöglichkeit.

„Wir leisten mit diesem Atlas unseren öffentlichen Beitrag zur Unterstützung von praktischem Naturschutz in der Region. Denn was hilft es, über die Umweltsünden im Regenwald zu jammern, wenn wir nichts unternehmen, um vor unserer Haustür die Natur nachhaltig zu schützen,“ erklärte Prof. Dr. Heiko Brunken, Professor für Ökologie und Naturschutz an der Hochschule Bremen. Um Naturschutzprojekte oder Bebauungsvorhaben präzise und bedarfsgerecht planen zu können, braucht es viele Daten. Sollen Gebiete aufgewertet oder renaturiert werden oder regionale Gefährdungseinschätzungen erstellt werden, dann es ist wichtig zu wissen, welche Arten dort vorkommen. Diese Datenerfassungen werden in Auftrag gegeben, Biologinnen/Biologen oder Ökologinnen/Ökologen kartieren ein Gebiet sehr sorgfältig und übermitteln die Daten an die Auftraggeber – und dort werden die erhobenen Daten in Aktenschränken oder digitalen Ordnern sicher aufbewahrt. Diese Daten werden nur selten zusammengeführt und veröffentlicht. Niemand weiß später genau, welches Wissen schon abrufbar wäre. Das führt zu zeit- und nervenraubenden Recherchearbeiten oder kostenintensiven Mehrfacherhebungen. Wäre es nicht sinnvoll, arbeitserleichternd und transparenter, wenn diese Daten für alle einsehbar wären? Wenn sie vernetzt genutzt werden könnten von Behörden, Biologinnen/Biologen und interessierten Bürger*innen gleichermaßen? Und vor allem, wenn sie konsequent und laufend aktualisiert würden?

In interdisziplinärer Zusammenarbeit mit vielen Akteuren der Biodiversitätsforschung, wie beispielsweise der Gesellschaft für Ichthyologie (Fischkunde), dem Naturwissenschaftlichen Verein zu Bremen und dem Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn, entwickelten Lehrende und Studierende der Studiengänge „Komplexe Softwaresysteme“ und „Internationaler Studiengang Technische und Angewandte Biologie“ der Hochschule Bremen gemeinsam ein innovatives Arterfassungssystem, das Biodiversity Warehouse. Unterteilt in die Kategorien: Säugetiere, Fische und Muscheln kann jede/r Interessierte genau einsehen, welche Tiere in einer bestimmten Region vorkommen. Detailliert, verlässlich und punktgenau. Auch Literaturstudien können in dem innovativen System Berücksichtigung finden, sodass es möglich ist, Entwicklungsverläufe von Arten über Jahrzehnte zu verfolgen.

Die Naturschutzstiftung FWW ist ebenfalls davon überzeugt, dass Naturschutz verlässliche Datenerhebungen braucht: „Denn wenn wir nicht exakt wissen, wie es wirklich aussieht, können wir auch nichts schützen. Dies ist ein Projekt, in dem Wissens- und Technologietransfer von der Forschung in die praktische Arbeit stattfindet. Daher möchten wir dieses innovative Arterfassungssystem in unsere Region holen. Gemeinsam mit der Hochschule Bremen arbeiten wir gerade daran, das Arterfassungsprogramm optimal an die Anforderungen der Behörden der Landkreise Friesland, Wittmund und Wilhelmshaven anzupassen, wir versuchen Synergien zwischen den verschiedenen Akteuren im Naturschutz zu schaffen. Das System ist unter anderem auch für unsere EU-geförderten Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität spannend“, freut sich die Geschäftsführerin Dr. Ilka Strubelt über die Kooperation mit der Hochschule. Das System lebt von der kontinuierlichen Erfassung und dem Austausch aktueller Daten.

Einen weiteren Vorteil sieht die Biologin Iris Woltmann, Mitarbeiterin der Naturschutzstiftung FWW und Dozentin an der Hochschule Bremen: „Dieses System ist so aufgebaut, dass Interaktionen und Datenaustausch mit anderen Systemen ermöglicht werden können. Es ist extrem leicht zu bedienen und sogar als Smartphone-App verfügbar. Es braucht also niemand sein eigenes System aufzugeben, kann aber seine eigenen Daten automatisiert zur Verfügung stellen und erhält im Austausch die Daten von vielen anderen Nutzer*innen – und das völlig kostenfrei.“ Eine echte Win-Win-Situation eben.

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