Naturschutzstiftung und Landwirtschaft gemeinsam für mehr Biodiversität

Ein Meer aus Kuckucks-Lichtnelken in Varel: Naturschutz in der Fläche geht nur, wenn Naturschutz und Landwirtschaft Hand in Hand arbeiten. Deshalb haben die Naturschutzstiftung und Partner aus der Landwirtschaft gemeinsam landwirtschaftlich genutzte Flächen im Stiftungsgebiet ausgewählt, die sich für Aufwertungsmaßnahmen eignen. Dies ist Teil des Projektes Schaufenster Biodiversität, das mit über 600.000 Euro von der EU und den Landkreisen Friesland und Wittmund, der Stadt Wilhelmshaven sowie der Barthel-Stiftung gefördert wird. Zusammen mit landwirtschaftlichen Partnern aus Friesland, Wittmund und Wilhelmshaven wird im Rahmen dieser Maßnahme zertifiziertes Regiosaatgut auf landwirtschaftlichen Flächen eingesät, um auf diesen langfristig eine Erhöhung der biologischen Vielfalt zu erreichen. Dies wird durch ein Monitoring der Pflanzen, Schmetterlinge und Heuschrecken begleitet. Die Maßnahmenflächen sind über die gesamte Stiftungsregion verteilt und reichen von Utarp im Osten, über den Stadtpark in Wilhelmshaven bis ins südliche Varel. Es werden sowohl artenarme Grünlandflächen aufgewertet als auch mehrjährige Wildkräuterflächen angelegt.

Das Besondere an den verwendeten Regiosaatgutmischungen ist nicht nur die regionale Komponente, sondern auch die Mehrjährigkeit. Regionales Saatgut ist so wichtig, weil viele Schmetterlinge, Wildbienen und andere Insekten auf die heimischen Arten angewiesen sind. „Der Vorteil von diesen Regiosaatgutmischungen ist: Die Pflanzenarten sind heimische Arten und sind somit an die Bedingungen vor Ort angepasst. Von und an ihnen leben viele heimische Insektenarten, vor allem Schmetterlinge wie z.B. der Kleine Feuerfalter oder der Zitronenfalter und verschiedene Wildbienenarten“, erklärt Geschäftsführerin Dr. Ilka Strubelt. „Diese Insekten wiederum stellen Nahrung für andere Tierarten dar.“

Die Mehrjährigkeit begeistert auch Hartmut Seetzen aus Varel. Der Kreislandwirt und Vertreter der Landwirtschaftskammer Niedersachen hatte bereits vorher mit regulärem Saatgut Blühstreifen angelegt. „Die blühten im ersten Jahr prächtig und es tummelten sich viele Insekten, im zweiten Jahr jedoch war von der Pracht nicht mehr viel übrig geblieben und es hätte neu angelegt werden müssen. Ich war echt enttäuscht.“ Bei vielen anderen Landwirten war ebenfalls die erste Begeisterung der Ernüchterung gewichen. Nun ist Seetzen Partner in dem Projekt Schaufenster Biodiversität und hat selbst eine Fläche mit zertifiziertem Regiosaatgut angelegt. Wäre Seetzen nicht Kuratoriumsmitglied in der Naturschutzstiftung und daher über die Projekte informiert, hätte er wohl keinen erneuten Anlauf genommen. Im ersten Jahr nach der Einsaat sah die Fläche noch nicht so vielversprechend aus, aber jetzt, im zweiten Jahr, hat sie sich richtig gut entwickelt. „Das finde ich richtig faszinierend“, so Seetzen. „Das ist ein echter Erfolg! Jetzt haben sich die ausgesäten Samen durchgesetzt und es hat wohl auch eine eigene Vermehrung stattgefunden. Ich freue mich sehr das weiter zu beobachten, denn der Versuch ist ja auf mindestens fünf Jahre ausgelegt.“

Dr. Ilka Strubelt und Thomas Linß von der Naturschutzstiftung, die das Projekt von der naturschutzfachlichen Seite betreuen, freuen sich darüber, wie gut sich die Fläche von Hartmut Seetzen entwickelt hat. „Kuckucks-Lichtnelke, Weiße Lichtnelke, Ruchgras, Kammgras, Schafgarbe – das sind nur einige der Arten, die man hier auf den ersten Blick sehen kann.“ zählt Strubelt auf. „Ich bin gespannt, was die Ergebnisse der Kartierungen in diesem Jahr alles zeigen werden.“

Weitere Informationen zu dem Projekt Schaufenster Biodiversität sind hier zu finden: Schaufenster Biodiversität

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