Tag der biologischen Vielfalt und Amtsübergabe bei der Naturschutzstiftung
Es war ein Waldtag wie aus dem Bilderbuch: Petrus Segen ruhte auf dem Tag der biologischen Vielfalt und auch die Amtsübergabe des Stiftungsvorsitzes verlief ganz nach Plan. Jedenfalls für das Stiftungsteam. Für Frieslands Landrat Sven Ambrosy hatte sich das Team der Stiftung eine Überraschung ausgedacht: Kaum hatte er mit seiner Abschiedsrede begonnen, als ihn ein Jagdhorn unterbrach. Ein lauter Rhythmus auf Baum, Trommel und Kastenrassel wurde geschlagen und ein Sing-Flashmob setzte ein: Danke, Sven Ambrosy!
Dies und die Dankesworte von Kuratoriumsvorsitzenden, Tido Bent und der Geschäftsführerin, Dr. Ilka Strubelt, zeigten Wirkung beim scheidenden Vorsitzenden des Stiftungsvorstands: „Was für tolle Menschen hier! Arten- und Klimaschutz ist die Aufgabe von Kommunen. Wir alle wissen, was zu tun wäre, aber es braucht Instrumente, um es auch umzusetzen. Die Stiftung, in der Umweltschutz und Landwirtschaft gemeinsam an einem Ziel arbeiten, ist in dieser Hinsicht wegweisend,“ so Ambrosy. „Letztendlich geht es aber gar nicht so viel um uns, sondern um die nachfolgenden Generationen. Dies ist und war mir Möglichkeit und Pflicht zugleich.“
Der neue Stiftungsvorsitzende, der Wittmunder Landrat Holger Heymann, betonte in seiner Antrittsrede, dass die Stiftung und die Region Vorreiter des niedersächsischen Weges war und mit der neuen ökologischen Station wieder neue Akzente setzen kann. „Ich möchte die erfolgreiche Arbeit meines Vorgängers fortsetzen und freue mich vor allem auch auf die zukünftige Zusammenarbeit in der Ökologischen Station mit dem Landkreis Wesermarsch, mit dem wir landschaftlich und landwirtschaftlich ja viele Gemeinsamkeiten haben.“
Die Landkreise Friesland und Wittmund sowie die Stadt Wilhelmshaven haben die Naturschutzstiftung zentral mit der Förderung der Biodiversität beauftragt und stellen dafür jährlich Gelder zur Verfügung. Neben anderen Projekten ist diese jährliche Veranstaltung ein weiterer Baustein in dem Konzept der Naturschutzstiftung, die Biodiversität zu fördern und die Öffentlichkeit zu informieren.
An sechs Stationen hatten die Besucher*innen vielfältige Möglichkeiten, um Fragen zu stellen und aktiv mitzumachen. Viele Familien mit Kindern nutzten das Angebot und machten sich mit den Expert*innen auf in den Wald. Tobias Pelz lud zum Hören ein. Wer hat sich nicht schon mal gefragt, welcher Vogel da gerade singt! Rund 12 Vogelarten waren am Freiluft-Konzert beteiligt. Darunter so bekannte Arten wie der Buchfink und der Buntspecht, aber auch so spannende wie das Sommergoldhähnchen oder der Waldlaubsänger. Alle, die Prof. Dr. Heiko Brunken auf einer seiner Waldexkursionen begleitet hatten, waren sich einig: Das war große Klasse. Mühelos vermittelte er Infos für Erwachsene und begeisterte spielend auch alle Kinder, die sich gegenseitig darin übertrafen Käfer, Schnecken, Asseln und Frösche zu sammeln. Zu jedem Tierchen wusste Brunken eine Geschichte und interessante Detailinfos.
Auch Iris Woltmann erzählte in ihrem, in einen aquatischen Ausstellungsraum verwandelten, Büro Geschichten. So wie die Liebesgeschichte der Bitterlinge und der Teichmuscheln. Die Kinder waren hier besonders beeindruckt von all den Wassertieren, die sonst kaum in der Öffentlichkeit auftauchen – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie hatte allein 30 Krebsarten vor Ort – besonders die Wollhandkrabbe, mit ihren puscheligen Scheren, zog viele Blicke auf sich
Alle Sinne in der Natur zu öffnen – und ab und zu mal die Augen zu schließen, um besser zu hören und zu spüren, probierten die Teilnehmer*innen an der Wahrnehmungsstation von Theresia de Jong. Sie führten sich mal ein kleines Stückchen blind – geleitet von einer Partner*in über den unebenen Waldboden. Ein beeindruckendes Erlebnis.
Wie Küchenabfälle und Holzkohle zu fruchtbarem Boden werden, der sogar das Wasser länger speichern kann, - in trockenen Sommern ein großer Vorteil! – zeigte Thomas Linß anhand der Terra Preta-Methode. Diese wurde vor tausenden von Jahren von indigenen Völkern in Lateinamerika entwickelt, um ihre Böden fruchtbarer zu machen. Die Regenwürmer – von denen es weltweit ca. 670 Arten gibt - in seinem „Wurmkino“ zeigten sich jedoch nur in den Morgenstunden; später war es ihnen wohl zu warm.
Das Highlight für die Kinder war jedoch die Kreativstation von Maren Huismann. Hier wurde gemalt, gebastelt, und gesät, so dass am Ende ein Miniwildblumenbuffet mit nach Hause genommen werden konnte.
Dr. Ilka Strubelt freut sich über den Verlauf des Tages und besonders über die vielen interessierten Besucher*innen: „Biologische Vielfalt ist so viel mehr als nur eine Artenliste. Auch wir sind ein Teil der biologischen Vielfalt und wir leben davon. Ich freue mich, wenn wir an Tagen wie diesen Menschen dafür begeistern können, sich dem Thema zu nähern und sich für den Erhalt der biologischen Vielfalt einzusetzen. Wir haben heute viel gemeinsam entdeckt und viele spannende Gespräche geführt.“