Was die Naturschutzstiftung und das Amazonasgebiet gemeinsam haben

Ökologische Bodenverbesserung im Garten mit Kompost und Holzkohle

Die Grundlage für einen üppig blühenden und ertragreichen Garten ist tatsächlich: Der Boden! In Kürze startet die Gartensaison. Wer schon ungeduldig in den Startlöchern steckt, kann bereits jetzt etwas zur Verbesserung der Bodenqualität tun. Mit einer ausgeklügelten Mischung aus Kompostieren, Fermentieren und Holzkohle kann nachhaltig die Bodenfruchtbarkeit erhöht werden. Alles was es braucht, ist ein wenig Know-How und Experimentierfreude.  

Am Sitz der Naturschutzstiftung Friesland-Wittmund-Wilhelmshaven im Wittmunder Wald entsteht derzeit ein neuer Garten. „Wir möchten zeigen, wie ökologisches Gärtnern, also ein Gärtnern ohne chemische Schädlingsbekämpfung und mit torffreier Erde und natürlichen Kreisläufen als Vorbild, gelingen kann.“ erklärt Dr. Ilka Strubelt, die Geschäftsführerin der Naturschutzstiftung. Thomas Linß, Mitarbeiter im Projekt Schaufenster Biodiversität, kümmert sich derzeit um den Boden für den Garten. Dabei spielt die Verwendung von Terra Preta eine wichtige Rolle. Der Begriff kommt aus dem Portugiesischen und bedeutet: Schwarze Erde. Schon Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten Forscher sehr fruchtbare, schwarze Böden im Amazonasgebiet, wo sonst vor allem ein sehr nährstoffarmer, karger Untergrund anzutreffen ist. Erst mit der Zeit verstanden die Forscher, dass die gefunden schwarzen Böden menschengemacht sind, und viele Jahrhunderte zuvor von der dort lebenden, indigenen Bevölkerung geschaffen wurden. Das Geheimnis war eine besondere Form der Fermentierung und Kompostierung von organischen Abfällen unter Zugabe von Holzkohle. Unter den aktuellen Debatten zum Thema Ressourcenschutz und Nachhaltigkeit ist die „Terra Preta“ derzeit Gegenstand einiger Forschungsvorhaben und kann in angepasster Form auch hierzulande Gartenfreunden helfen, ohne künstlichen Dünger und Torf auszukommen.

Die Kurzformel lautet: Küchenabfälle werden in kleine Stückchen geteilt und über längere Zeit unter Luftabschluss, z.B. in einem geschlossenen Behälter gesammelt und mit Mikroorganismen „geimpft“, bis eine Fermentierung einsetzt. Idealerweise wird dieser bunten Mischung in dieser Zeit regelmäßig etwas Pflanzkohlepulver zugesetzt, sodass dieses am Ende circa zehn Prozent des Gesamtvolumens ausmacht.  Nach der Fermentierung kommt das Rohsubstrat noch für kurze Zeit auf dem Kompost, wo erste Zersetzungsprozesse einsetzen sollten. Nach einigen Wochen – also viel schneller als normaler Kompost – kann die Terra Preta schon als Dünger und Bodenverbesserer ins Gartenbeet eingearbeitet werden. Die Pflanzenkohle spielt für die Verbesserung der Bodeneigenschaften eine wichtige Rolle: Sie ist in ihrer Struktur porös und hat eine sehr große Oberfläche, weshalb sie Wasser und Nährstoffe sehr gut speichern und langsam an die Pflanzen im Garten abgeben kann. „Das hohe Wasserspeichervermögen der Pflanzenkohle ist besonders in trockenen Sommern von Vorteil und die gute Speicherung von freigesetzten Nährstoffen hilft den Griff zum Kunstdünger zu ersetzen,“ erklärt Linß.

Pflanzenkohle ist allerdings nicht gleich Pflanzenkohle– hier gilt es, sich gut zu informieren, und gegebenenfalls auf speziell zertifizierte Kohle zurückzugreifen - insbesondere günstige Grillkohle kann gegebenenfalls Stoffe enthalten, welche sich nicht im Boden anreichen sollten. „Wer etwas Abwechslung zum Grillen mag, der kann sich auch seine eigene Holzkohle herstellen – hierfür gibt es spezielle Öfen für den Hausgebrauch, auf denen beispielsweise auch draußen gekocht werden kann.“ fügt Linß hinzu. Die Verwendung von Pflanzenkohle aus unbehandelten Pflanzenabfällen des eigenen Gartens ist aus Nachhaltigkeitssicht besonders zu begrüßen:  Auf diese Weise kann der eigene Ast- und Strauchschnitt wunderbar wieder direkt in den Gartenkreislauf eingebracht werden und gleichzeitig noch einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Denn der in der Kohle enthaltene Kohlenstoff zersetzt sich nur sehr langsam und bleibt lange im Boden gebunden. Wird der Ast- und Strauchschnitt beispielsweise einfach verbrannt, geht der dort enthaltene Kohlenstoff als CO2 wieder direkt in die Atmosphäre über und trägt direkt zur Erwärmung des Klimas bei.    

Richtig angewandt lässt die eigene Terra Preta somit die Pflanzen besser wachsen und leistet gleichzeitig einen kleinen Beitrag für unsere Umwelt.

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