Schaufenster Biodiversität M4

Wenn in der Bitzeniederung zwischen Horsten und Marx bald die Bagger anrollen und die Sägen surren, so wird hier nicht einfach nur Brennholz für den Winter geschlagen – vielmehr werden neue Lebensräume für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten geschaffen.  Eine alte, nie abgeerntete Weihnachtsbaumplantage wird dort in einen struktur- und artenreichen Laubmischwald umgewandelt. Die Fläche wurde vor einiger Zeit vom Landkreis Wittmund übernommen, um sie im Sinne des Naturschutzes zu gestalten – dieser hat nun die Naturschutzstiftung Friesland-Wittmund-Wilhelmshaven mit der Umsetzung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen beauftragt.

„Das bestehende Waldstück  ist sehr arten- und strukturarm – die viel zu dicht stehenden Nadelgehölze verhindern an vielen Stellen die Entwicklung einer artenreichen Strauch- und Krautschicht. Da die Fichten und Küstentannen zudem nicht typisch für diesen Standort sind, ist ein  Teil der Bäume bereits umgeknickt und in einem schlechten Zustand. Die Naturschutzstiftung wird deshalb die Nadelbäume entfernen lassen und eine Neuanpflanzung mit Flatterulmen, Hainbuchen und Stieleichen vornehmen, welche zugleich auch widerstandsfähiger gegen die zukünftigen Klimaveränderungen sind“, erklärt Thomas Linß von der Naturschutzstiftung Friesland-Wittmund-Wilhelmshaven. Dabei wird darauf geachtet, dass nicht zu dicht gepflanzt wird, damit sich der Bereich auch natürlich weiter entwickeln kann. Ein Teil der Fläche wird zudem komplett der natürlichen Eigenentwicklung überlassen und gar nicht bepflanzt. Darüber hinaus werden einige abgestorbene und abgesägte Bäume auf der Fläche verbleiben, denn Totholz ist in vielen Wäldern Mangelware. Dabei ist es wertvoll für zahlreiche Insekten- und Pilzarten. Aber auch einige Vogelarten, wie etwa der Buntspecht oder der Kleiber, benötigen Totholz bzw. ernähren sich von den dort lebenden Organismen. Aufgeschichtete Totholzhaufen bieten zudem Rückzugs – und Überwinterungsangebote für verschiedene Amphibien-, Reptilien- und Säugetierarten. Im angrenzenden Wiesenbereich sollen flache Kleingewässer angelegt werden, um weitere neue Lebensräume zu schaffen, welche bestenfalls auch von seltenen Amphibienarten wie Knoblauchköte und Kreuzkröte angenommen werden könnten. Auch eine Wallheckenstruktur soll wieder in Stand gesetzt und erweitert werden, sodass sich ein Mosaik aus vielfältigen und miteinander vernetzte Biotopstrukturen entsteht.

In einem Waldstück in Sandel werden ebenfalls kleinere Waldumbaumaßnahmen vorgenommen, damit dort langfristig mehr Vielfalt entsteht. Nach den Pflanzungen braucht es vor allem auch Zeit, damit sich die Kleinwaldparzellen zu wertvollen Lebensräumen entwickeln. Auf einer weiteren Fläche in Sandelermöns wurden bereits im Frühjahr 30 Stieleichen gepflanzt. Die angepflanzten Bäume sollen Lücken in den angrenzenden Hecken- und Gehölzstrukturen schließen und so ihren Beitrag als sogenannte „Wanderkorridore“ für Kleinsttiere, Insekten und Wild leisten.

„Kleine Waldparzellen in der Landschaft können wichtige Trittsteine für die Vernetzung von Waldlebensräumen in unserer Region sein. Deswegen freue ich mich, dass wir im Rahmen unseres Projektes „Schaufenster Biodiversität“ auch einen Fokus auf diese eher wenig beachteten Flächen legen konnten“, so Projektleiterin und Geschäftsführerin der Naturschutzstiftung, Dr. Ilka Strubelt.