Informationsplattform auf Wangerooge

Die hölzerne Plattform in den Dünen, im Hintergrund das Wattenmeer und bewölkter hellblauer Himmel.

Im Ostteil der Insel Wangerooge, Landkreis Friesland, wird versucht zusätzlich zur Wegeführung im Nationalpark durch den Bau einer Informationsplattform den Strom der Besucher noch weiter zu kanalisieren. Die Plattform an attraktiver und erhöhter Stelle in den Dünen bietet einen guten Überblick über den gesamten Bereich der östlichen Insel.

Das Niedersächsische Wattenmeer wird Jahr für Jahr von Tausenden von Erholungssuchenden aufgesucht. Allein auf den Ostfriesischen Inseln werden in der Sommersaison mehrere hunderttausend Übernachtungen gezählt. In dieser Region brüten aber gleichzeitig tausende von See- und Küstenvögeln, die sich den Platz mit den Menschen teilen müssen.

Mit der Gründung des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer wurden viele besonders störungsempfindliche Bereiche, in denen die Vögel brüten oder auch rasten, als Ruhe- bzw.

Zwischenschonzone geschützt. Hier ist das Betreten nur auf zugelassenen Wegen gestattet. Diese Regelungen und die Wegeführung haben die Störungen für viele brütende Vögel bereits erheblich reduziert. Die Bestände vieler Brutvogelarten an der Küste haben sich auf Grund der Schutzmaßnahmen inzwischen positiv entwickelt.


Dies gilt jedoch nicht für die strandbewohnenden Arten wie den Seeregenpfeifer oder die Zwergseeschwalbe. Die Entwicklung bei diesen beiden genannten Arten macht deutlich, wie problematisch der Strand für Arten geworden ist, die nicht auf andere Lebensräume ausweichen können. Seeregenpfeifer und Zwergseeschwalbe besiedeln vor allem Primär- oder Vordünenbereiche, Strände, Sandhaken oder Schilfflächen, also Strukturen auf den Inseln, die von einer starken Dynamik gekennzeichnet sind. Oft bestehen diese Lebensräume nur wenige Jahre. Sie entwickeln sich durch Bewuchs weiter zu Weißdünen oder sie werden durch Wind und Wasser abgetragen und entstehen an anderer Stelle neu. Die Fähigkeit der Strandvögel auf diese Veränderungen flexibel zu reagieren zeigt ihre besondere Anpassung an einen von Umlagerungen, d. h. von starker Dynamik, geprägten Lebensraum.


Touristische Nutzungen auf weiten Strandbereichen machen ihn ungeeignet für diese Brutvögel, denn mit den ersten Sonnentagen im April oder Mai beginnt nicht nur die Brutzeit, sondern auch die Saison auf den Ostfriesischen Inseln. Der Windschutz, den lückig bewachsene Primärdünen oder Sandverwehungen auf den Inseln bieten, ist für Seeregenpfeifer und Sonnenbadende gleichermaßen attraktiv. Und selbst Besucher die Störungen vermeiden wollen, bemerken die davonrennenden oder auffliegenden Vögel oft nicht da die gut getarnten Eier im Gelände nur schwer zu entdecken sind. So verlieren die Vögel ihr Nest oder verlassen das Brutgebiet. Zur Ansiedlung z.B. einer Zwergseeschwalbenkolonie kommt es in solchen Gebieten schon gar nicht mehr. Beiden Vogelarten wird zum Verhängnis, dass sie auch auf Einzelstörungen sehr empfindlich reagieren. Bereits einzelne Sonnenbadende können besonders während der Ansiedlungsphase, in denen die Vögel sich am Nest ansiedeln, Brutgebiete vernichten.


Der Standort der Plattform befindet sich rd. 1 km östlich der Station des Mellumrat e.V., der die Plattform bei seinen Führungen auf der Insel nutzt. (Mehr zum Mellumrat e.V. unter: http://www.mellumrat.de) Ergänzt wird der Standort durch eine Informationstafel.

Das Projekt ist in Zusammenarbeit mit der Ausbildungsstätte der Kreishandwerkerschaft in Jever verwirklicht worden. Auszubildende haben die Plattform gebaut und auch auf der Insel Wangerooge montiert. Beteiligt waren bei diesem Projekt auch Langzeitarbeitslose, die wieder in einen Beruf integriert werden.


Abgeschlossen wurde das Projekt im Juli 2007.